Simon Trägner im Interview
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Vom Spöko zum Senkrechtstarter:
Die Interviewreihe mit Professionals der Sportbranche
Wir freuen uns sehr, dass Simon uns zum Auftakt in das Jahr 2020 unsere Fragen beantwortet hat. Innerhalb von 13 Fragen gibt er spannenden Einblick in seine berufliche Karriere und erklärt auch, warum das Spöko Studiums auch für sein Privatleben noch heute eine außerordentliche Bedeutung spielt. Simon blickt zurück auf seine beruflichen Anfänge, spricht offen über das Ende bei akzio! und fordert uns auf das Problem "Nachhaltigkeit" anzunehmen.
1. Lieber Simon, stell dich doch bitte einmal in wenigen Sätzen vor: Wer bist du? Wann warst du Spöko? Wo arbeitest du und warum?
Meine Name ist Simon Trägner. Ich habe im November 1993 in BT als Spöko angefangen und im Mai 1999 mein Examen gemacht - damals noch mit Diplom. Nach 18 Jahren bei akzio! und 2 Jahren bei der LEiTMOTiF bin ich momentan freiberuflich beratend im Kommunikation/ Sportmarketing unterwegs. Warum? Weil es Spaß macht, man etwas bewegen kann, ich in einem emotionalen Umfeld flexibel arbeite, weil ich täglich mit Spökos zu tun habe und um Geld zu verdienen...
2. Welche Interessen hattest du während deines Studiums (beruflich u/o privat) und was sind deine Erinnerungen an Bayreuth?
Die Erinnerungen an Bayreuth sind zu 100% positiv. Ich habe die Zeit von der ersten bis zur letzten Sekunde genossen und ausgekostet. Besondere Erinnerungen: Die erste Party an Tag 1 (1993) im Komm. Als ein mein Kommilitone und Freund M.M. aus OF mir im Komm sein Bier über den Kopf ausleerte. Da wusste ich: hier bin ich richtig. Wir haben damals als Spökos eine Theatergruppe gehabt und wunderbare Auftritte gehabt. Ähnlich mit den "Bausparern", einer Spöko-Band, die wir 1998 gegründet haben mit einem legendären ersten Auftritt im Glashaus und die nach über 20 Jahren immer noch Bestand hat. Wir haben den Präsi-Cup gewonnen und die Feier danach war legendär. Mein Examen: verschworene Lerngruppen und ein Diplom in der Hand. Unser Examensball: ein selbst gedichtetes Theaterstück und ein oben-ohne-Performance (der Männer). Über Bayreuth nach London: mein Auslandssemester. Prof. Zieschang und Prof. Sigloch: die Gründerväter der Sportökonomie und Legenden. Konni Matt: auch eine Legende. Hier habe ich meine Frau und die Mutter unserer beiden Kinder kennengelernt. Mehr geht nicht! Interessen: Freunde, viele Parties, viel Sport, viel Reisen und eine sehr gute Ausbildung.
3. Was begeistert dich im heutigen Leben? (beruflich u/o privat)
Meine Familie (wir sind ja zumindest schon 2 Spökos im Hause - mal sehen, was die Kids später noch machen werden...), meine Freunde. Die Interessen sind zum großen Teil gleich geblieben: Reisen, Lesen, Sport und Dinge, die mich inspirieren, neue, spannende Leute kennenlernen und in Teams fördern und ausbilden. Und natürlich: alte Spökos treffen.
4. Die digitale Transformation verändert viele Branchen, auch und besonders den Sportmarkt. Wie veränderten sich deine beruflichen Tätigkeiten seit dem Ende des Studiums?
Ich kann mich noch an meine erste email-Adresse Anfang 2000 erinnern. Die ging gefühlt über 2 Seiten, so lang war die... Für mich hat sich im Job-Alltag Vieles zum Positiven verändert bzw. erleichtert: Zugänge zu internationalen Netzwerken, ein schnelleres und v.a. effizienteres Arbeiten, zahlreiche neue Chancen für die Kunden in ihrer Kommunikation und eine flexiblere Arbeitsumwelt, die sich positiv auf das Privatleben auswirkt: wenn ich mich daran erinnere, wie ich vor ca. 20 Jahren in Neuseeland im Urlaub war und alle 2 Tage hektisch ins Internetcafe gerannt bin, um meine mails zu lesen..., da ist das heute schon deutlich angenehmer (sofern man es zu dosieren weiß...)
5. Mit welchen Herausforderungen aber vor allem auch Chancen siehst du dich aktuell in deinem beruflichen Umfeld konfrontiert?
Die Nutzung der digitalen Chancen. Der globale Blick auf Themen und nicht mehr der nationale. Der Kampf um die besten Human Ressources. Eine veränderte Haltung der "Nachfolgegeneration" mit Blick auf Themen wie "Work-Life-Balance" und der Wichtigkeit/Unwichtigkeit des beruflichen Umfelds.
6. Bist du heute noch im beruflichen Umfeld mit anderen Spökos vernetzt? Wie hilft dir diese Vernetzung im Berufsleben?
Ja - es vergeht kein Tag, an dem ich nicht mit einem Spöko beruflich zu tun habe und es freut mich immer, wenn ich mit Band-Kollegen, ehemaligen WG-Kollegen, alten Freunden, Mitspielern im Fußball mich auch über berufliche Dinge austauschen kann. Die Vernetzung hilft enorm: Spökos wissen, dass sie ein exzellentes Netzwerk haben und nutzen diesen "inner circle" ganz intensiv. Das bringt sehr häufig einen Vorsprung in Wissen und Information, Zugänge zu wichtigen Personen/Kreisen und den einen oder anderen enorm nützlichen Tipp.
7. Welche Bereiche rund um den Sportmarkt werden deiner Meinung nach in den nächsten Jahren Fachkräfte suchen?
Natürlich alle Bereiche, die sich mit digitaler Transformation auseinandersetzen. Zudem Bereiche mit internationalen Schnittstellen (ich blicke auf China, Russland, Middle East). Mediale Fachkräfte, die am Puls der sich schnell verändernden medialen Landschaft bewegen. Fachkräfte, die das Thema "Content" verstehen und umsetzen können. Fachkräfte mit Sporthintergrund, die das Thema "Nachhaltigkeit" verstehen und in Strategien überführen können. eSports.
8. Was würdest Du jemanden raten, der ein Start Up gründen möchte?
Ich weiß gar nicht, ob ich hier der Richtige bin, um konkrete Tipps zu geben, da ja die Situation einer Start-Up-Gründung sehr individuell ist und im Einzelfall zu betrachten wäre. Somit kann und möchte ich eigentlich nur grundsätzlich etwas dazu sagen. Meiner Ansicht nach sind diese 3 Dinge sehr hilfreich:
1. mit großer Leidenschaft, Lust, Motivation und Überzeugung seine Sache antreten und um sie kämpfen.
2. ein rational nachvollziehbares, aus den Marktbedürfnissen abgeleitetes strategisches Geschäftsmodell mit konkreten Zielen.
3. Bodenständigkeit, eine gewisse Demut, Dienstleistermentalität und Uneitelkeit als Manager.
9. Was müssen sich aktuelle Studierende deiner Meinung nach aneignen, dass Sie in Zukunft für deine/n Verein, Verband, Agentur oder Firma ein wertvolles Teammitglied darstellen?
Internationale Ausrichtung (Sprachen). Digitales Selbstverständnis. Problembewußtsein im Bereich "Nachhaltigkeit". Blick auf ihre eigenen Stärken: wo kann ich mich mit Leidenschaft, Hingabe und Motivation einbringen? Einen gewissen Realitätssinn und eine gewisse Bodenständigkeit im Handeln - selbstverständlich mit Ambition und ehrgeizigen Zielen. Flexibilität und Dynamik: die Welt ändert sich einfach zu schnell. strukturiertes/strategisches Herangehen an Challenges sowie soziale Kompetenz.
10. Hattest du Mentoren die dich auf deinem Karriereweg geprägt haben? Wie bist du zu ihnen gekommen? Siehst du dich vielleicht sogar selbst als Mentor und kannst sagen was einen guten Mentor für ausmacht?
Ich hatte "indirekt" Mentoren, das hat sich im Laufe der Jahre einfach so ergeben und oft habe ich das erst "retrospektiv" erkannt, wie sehr mich gewisse Leute positiv beeinflusst und geprägt haben. Es waren oft Wegbegleiter über einen längeren Zeitraum, meist waren es Kunden, zu denen ich noch heute einen sehr guten privaten Kontakt pflege. Sie waren nie oberlehrerhaft, sondern behutsam im Zuhören mit leisen Ratschlägen, die nicht aus ihrer Position, sondern aus ihrer Person kamen. Ich bin der Meinung, dass sich jemand seinen Mentor (direkt oder indirekt) selbst sucht oder ihn einfach findet (wie bei mir) und man sich nicht als Mentor "aufdrängen" sollte. Ich spreche sehr gerne mit jungen Leuten, versuche, zuzuhören, Werte und Erfahrungen zu vermitteln und versuche zu helfen, wenn es geht und wenn der/die andere das auch will und reflektiert. Ob mich deshalb der eine oder andere vielleicht als Mentor sieht, weiß ich nicht und finde es auch nicht entscheidend.
11. An welche Schlüsselmomente in deiner Karriere, die dich sehr geprägt haben, kannst du dich erinnern und warum?
Mein erster Arbeitsvertrag 1999: Es geht los.
Mein erster Kunde (1999): Verantwortung.
Mein erster Mitarbeiter (2001): inhaltliche und menschliche Verantwortung. Danke, Marcus, dass Du nachsichtig warst und weiterhin ein guter Freund bist.
Meine erste Gehaltserhöhung: Stolz, einen ordentlichen Job gemacht zu haben.
Mein erster großer Vertrag, den ich selbst verhandelt habe: jetzt bin ich erwachsen.
Als mein erster Kunde mir das "Du" anbot: völlig überfordert.
Als ich 2005 erstmalig Gesellschafter wurde: der rechtliche Schritt zum Unternehmer.
Weihnachtsfeiern, Betriebsausflüge: frohe, angenehme, ausgelassene und prägende Menschen um mich herum.
Wenn Mitarbeiter ein Haus gebaut haben oder eine Familie gegründet haben: da habe ich gesehen, dass sie sich auf den Erfolg unseres Unternehmens verlassen und wir ihnen etwas geben konnten. Ein gutes, wichtiges Gefühl, diese Verantwortung zu erfüllen und sie nicht zu enttäuschen.
Wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen und bei anderen, tollen Arbeitgebern eine Karriere hinlegen: Ein sehr schönes Gefühl, natürlich nicht alles, aber zumindest einiges richtig gemacht zu haben in der Führung und Ausbildung der Kollegen.
Meine erste (und bisher einzige) Kündigung: das ehrliche Gefühl, dass ein großartiger Zeitabschnitt nach 18 Jahren zu Ende geht. Warum? Keine Ahnung, aber ich spürte, dass es Zeit ist, weiterzugehen und nicht ehrlich wäre, zu bleiben.
Fehler, die ich gemacht habe: die Erkenntnis der persönlichen Enttäuschung. Die Erkenntnis, dass das nicht ausbleibt mit steigender Verantwortung. Und die Erkenntnis, wie man ehrlich damit umgehen sollte.
12. Mit Sicherheit bildest du dich fortlaufend weiter. Welche online und offline Plattformen bringen dich in Sachen Sport Business, Marketing, Tech o.ä. auf den neuesten Stand? Hörst du Podcasts? Hast du Newsletter abonniert? Kannst du dem Netzwerk Weiterbildungen empfehlen?
Die "Weiterbildungen" in meinem unmittelbaren beruflichen Umfeld sind weit gefächert und gehen von Sport-Informations-Diensten, denn auch hier gilt es, am Puls der Zeit zu bleiben und ein Basis-Sport-Wissen zu haben (Sport1, Kicker, Onefootball…) über Kommunikationsmedien und deren Newsletter (Sponsors, WuV, Horizont, Sponsornews, Brand Eins...), Podcasts (Sponsors, Phrasenmäher, Online Marketing Rockstars...), Branchentreffen (Spobis, ESB-Kongresse, OMR...), Messen (Ispo, Outdoor...) bis hin zu Sport-Events, die ja auch ein Branchentreffen und somit Austausch wichtiger Informationen und News sind (Marathons, Länderspiele, Vierschanzentournee, eSports-Events, Tennisturniere...). Jeder muss für sich entscheiden, in welchen Bereichen er einen inhaltlichen Nachholbedarf hat bzw. sich fortbilden muss, um seinen Job gut oder besser machen zu können. Ich hoffe, dass gerade juniorige Kolleginnen und Kollegen erfahrene Führungskräfte um sich herum haben, die hier auch aktiv mitwirken und auf die Wichtigkeit der Weiterbildung hinweisen und sie ermöglichen.
13. Kannst du uns einige eurer aktuellen Ausschreibungen für Festanstellungen, Nebenjobs oder Praktika ans Herz legen? Wo finden Interessierte diese Jobangebote?
Da ich momentan alleinig (=freiberuflich) tätig bin, kann ich momentan damit nicht dienen. Sollte sich das ändern und Jobs vakant sein, mache ich das natürlich sofort und sehr gerne.
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Abschließend wollen wir uns noch einmal bei Simon für die tollen Einblicke bedanken und wünschen ihm auf seinem weiteren Weg alles Gute und viel Erfolg.
Hendrik, Timo & Max